Gibt es für deine Fellnase einen Weg aus der Angst?
Leider muss ich dir gleich mitteilen, wenn du dich erst jetzt, vier Wochen vor dem 1. August, mit diesem Thema auseinandersetzt, ist es zu spät, jetzt noch etwas grundlegendes verändern zu können.
Ich gebe dir aber zum Schluss gerne einige Tipps, die dazu führen, dass deine Fellnase in diesem Jahr hoffentlich etwas ruhiger ist.
Möchtest du aber im nächsten Jahr, allenfalls bereits über Silvester, deinen Liebling entspannt(er) an deiner Seite haben, wird es ein anstrengender und langer Weg, der sich aber auf jeden Fall, für dich und deinen Hund lohnen kann.
Die Angst sitzt im Grosshirn und ist leider nicht löschbar, deshalb ist das Training auch viel schwerer und erfordert sehr viel Geduld. Das Gute ist aber, man kann Angst mit vielen positiven Gefühlen und Informationen überlagern.
Dein Hund reagiert vermutlich auch vor anderen Geräuschen ängstlich, deshalb empfehle ich die systematische Desensibilisierung.
Dabei trainiert man, dass der Reiz, also ein Geräusch, von ganz weit weg sich immer weiter annähert, während dein Hund sich mit einer Sache beschäftigt, die in ihm positive Gefühle auslöst und damit die Angst überlistet.
Training
Was liebt dein Hund, was spielt er am liebsten? Liebt er Apportierübungen? Oder ist er ein Balljunkie? Liebt er es mit seiner Nase zu arbeiten, z.B. Futtersuchspiele? Finde die Beschäftigungsform, die für deinen Hund das Grösste ist. Praktiziere diese nun in verschiedenen Situationen, aber ganz wichtig, noch ohne Geräusche. Erst wenn dein Vierbeiner in verschiedensten Situationen für seine Lieblingsbeschäftigung ansprechbar ist, kannst du nun Schritt zwei starten.
Eine zweite Person klatscht nun in genügender Entfernung laut in die Hände. Nimmt der Hund das Geräusch wahr, spielt aber lieber weiter z.B. mit seinem Ball, so seid ihr bereits auf dem richtigen Weg. Dein Hund soll den Reiz, das Geräusch, zwar registrieren, aber keinen Ansatz von ängstlichem Verhalten zeigen.
Die Distanz zum Hund soll deshalb sehr langsam und geduldig verringert werden. Ist dein Hund für sein Lieblingsspiel nicht mehr ansprechbar, ist der nächste Schritt zu schwer bzw. zu schnell gewählt.
Beobachte deinen Hund sehr genau, eine Überforderung muss auf jeden Fall vermieden werden. Wir Menschen können unsere Angst verbal ausdrücken, Hunde zeigen es mit ihrer Körpersprache.
Erst wenn das laut in die Hände klatschen auch aus näherer Distanz gut funktioniert, kannst du langsam lautere Geräusche hinzunehmen. Du musst dir bewusst sein, dieses Training dauert mehrere Wochen und Monate, die Trainingsschritte dürfen auf keinen Fall zu schnell sein und das Training soll auch immer mit einem positiven Erlebnis enden.
Du wirst zum 1. August oder Silvester vermutlich nie einen tiefenentspannten Hund haben, aber er wird sehr viel weniger auf Geräusche reagieren und so viel ruhiger sein.
Wenn du nun aber nur noch vier Wochen Zeit hast, habe ich folgende Tipps.
Tipps
Rückzug:
Möchte sich dein Hund irgendwo verkriechen, gestatte es ihm. Egal ob unter dem Bett, in der Dusche oder im Keller. Allenfalls fühlt er sich auch in einer Hundebox sicher.
Auspowern:
Versuche deinen Hund am Morgen des 1. August auszupowern – auch geistig. Suche dir einen Ort, wo die Gefahr für frühzeitige Knaller gering ist.
ACHTUNG: Knaller sind oft weiter hörbar als man denkt. Auch wenn du vielleicht nichts hörst, dein Hund mit seinem guten Gehör nimmt diese wahr. Leider liest man immer wieder von entlaufenen Hunden nach dem 1. August oder Silvester, welche sich vor einem Knaller erschreckt haben. Deshalb würde ich den Vierbeiner an den Tagen rund um den 1. August und Silvester an die Leine oder Schleppleine nehmen.
Abdunkeln & Musik:
Oft reichen bereits die Lichtreflexe um Angst beim Hund auszulösen. Schliesse deshalb die Rollläden und Vorhänge. Entspannende Musik dämpft auch manche Knallgeräusche gut ab.
Kauen:
Befülle z.B. einen Kong mit feinem Stinkekäse o.ä. oder biete ihm einen grossen Kauknochen an. Das Lecken und Knabbern beruhigt deinen Hund automatisch.
Nicht trösten:
Ich weiss, es tut dir im Herzen weh, wenn du deine Fellnase leiden siehst. Trotzdem muss ich dir nun sagen; vermeide ihn zu trösten oder für jedes Zittern gut zuzureden. Leider verstärkt das nur seine Angst.
Möchte er aber an dich kuscheln, dann kannst du das selbstverständlich zulassen. Eine Massage kann auch sehr beruhigend wirken.
Ich denke, du solltest dir nun die Frage stellen, möchte ich wirklich diesen langen und oft auch mühseligen Weg des Trainings durchziehen oder verlasse ich lieber für ein paar Tage die Umgebung?
Benötigst du Unterstützung auf diesem Weg? Here4You steht dir gerne mit Rat und Tat zur Seite – melde dich 😃
Deine Nisha Neff