Alle Hundebesitzer kennen diese Situation: Man will in Ruhe mit seinem Hund an der Leine spazieren gehen. Plötzlich sieht man einen nicht angeleinten Hund auf sich zukommen, dessen Besitzerin einem hinterherruft: „Mein Hund tut nichts! Er will nur mal kurz ‚Hallo‘ sagen“.
Schlimmer noch, sie sagt dir, dass du etwas falsch machst, wenn du deinen Hund nicht freilaufen lässt und dass die Hunde es so nicht „selbst herausfinden“ können, ob sie sich mögen.
Wenn du dieser Person den Grund nennst, warum du deinen Hund an der Leine hältst, bekommst du oft eine Menge ABERs:
– aber mein Hund ist freundlich
– aber mein Hund wird nichts tun
– aber er hat noch nie einen anderen Hund angegriffen
– aber man sollte sie einander kennenlernen und beschnüffeln lassen,
– aber, aber, aber…
ABER die Wahrheit ist:
Du solltest nichts tun, um jemandem zu gefallen und deinen Hund als „Sozialisierungsexperiment“ für den Hund eines anderen zu benutzen.
Und du musst dich dafür auch nicht erklären oder rechtfertigen.
Ich nenne dir hier drei Gründe, warum sich angeleinte Hunde nicht begrüssen sollten.
1. Nicht alle Hunde sind so freundlich wie der Besitzer gerne behauptet
Nur weil dein eigener Hund umgänglich ist und weder Probleme mit kleinen noch mit grossen Hunden hat, kannst du nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass dies bei allen anderen Hunden auch so ist. Es gibt Fellnasen, die zwar kein allgemeines Problem mit anderen Hunden haben, aber vielleicht mit grösseren oder kleineren Hunden. Das kann zum Beispiel auf ein negatives Erlebnis in der Vergangenheit des Hundes zurückzuführen sein. Auch freundliche, umgängliche Hunde können an der Leine ein ganz anderes Auftreten an den Tag legen.
Einige werden unruhig, weil sie sich angeleint nicht aus der Situation entziehen können. Andere gehen sowieso lieber von sich aus nicht auf andere Fellnasen zu und fühlen sich schnell bedrängt. Sie können entsprechend gereizt reagieren, wenn ein anderer Hund zu nahekommt. Zuletzt gibt es auch Hunde, die nicht sehr gut mit anderen Artgenossen auskommen, möglicherweise aggressiv sind. Natürlich dürfen auch diese Hunde spazieren gehen. Sie werden an der Leine von ihrem Besitzer geführt und kontrolliert. Nähert sich nun ungebeten ein Artgenosse, kann das in einer unerwünschten Reaktion enden. Aber auch bei sonst sehr freundlichen und entspannten Hunden können enge Hundeleinen zu Spannungen führen und im schlimmsten Fall in einem Hundekampf enden.
2. Schlechte Angewohnheiten verstärken sich
Sobald der Hund die guten Leinenmanieren vergisst und an der Leine zerrt und zieht, weil er einen anderen Hund begrüssen möchte, solltest du auf keinen Fall dieses Verhalten auch noch belohnen in dem du ihn zum anderen Hund lässt. Er könnte dadurch lernen, dass er überall hinziehen kann, wo er möchte.
3. Dem Hund ist es unangenehm
Stell dir Folgendes vor: Du gehst in der Stadt spazieren und ein Fremder kommt auf dich zu, gibt dir die Hand, schenkt dir eine kräftige Umarmung und sagt: «Hey, dein Pulli gefällt mir. Lass uns auf ein Bier in die Bar dort drüben gehen. Ich möchte mit dir plaudern.» Vermutlich wäre dir diese Situation sehr unangenehm und du würdest den Fremden in die Schranken weisen.
Bei Hunden ist das genau gleich.
Die bevorzugte Begrüssung bei Hunden ist es, sich mit gesenktem Kopf von der Seite zu nähern, um den Hintern des anderen Hundes zu beschnüffeln. Dabei umkreisen sich die beiden Hunde meistens. Die Leinen kann unter Umständen diese Begrüssung verhindern oder verkomplizieren. Es führt dazu, dass sich die Fellnasen von vorne nähern und dies von ihnen als bedrohlich angenommen wird, was zu einer aggressiven Reaktion führen kann.
Doch selbst wenn die Leinen die bevorzugte Begrüssung zulassen, kann es vorkommen, dass sich die Leinen dabei verheddern. Durch die plötzliche Bewegungseinschränkung und die Verhinderung des instinktiven Fluchtverhaltens, kann selbst der sonst freundlichste und entspannteste Hund ausflippen. Im Handumdrehen kann es sogar unter „befreundeten“ Hunden zu einem Kampf kommen, bei dem die Hunde wegen der verhedderten Leinen nicht schnell genug getrennt werden können. Verletzungen und traumatische Erfahrungen sind dabei nicht selten.
Bestimmt haben dir deine Eltern auch beigebracht, dass man Fremden mit Vorsicht begegnen soll. Hier ist es das Gleiche. Es ist nicht nötig, bei jedem Hund auf dem Spaziergang anzuhalten und die gegenseitige Begrüssung zu forcieren. Schliesslich schüttelst du auch nicht jedem auf der Strasse die Hand.
Deine Aufgabe als Hunde Mama und Hunde Papa ist die Sicherheit deiner Fellnase.
Nimm sie ernst.
Alles Liebe eure Nisha